Kapitel 1
Energie für heute und morgenErdöl bewegt die Welt
Scrollen Sie nach unten und erkunden Sie die Welt des Erdöls von der Quelle bis zum Verbraucher und wagen Sie einen Blick ins Jahr 2040 in dieser interaktiven Web-Reportage.
InhalteÜbersicht zur Auswahl
Kapitel 1Exploration
Dem Erdöl auf der SpurExploration
Auf einen Liter Wasser kommen 500 Millionen dieser Mikroorganismen. Sie sind die Voraussetzung für die Entstehung von Öl.
Kapitel 2Fördern und aufbereiten
In die Tiefe bohrenFördern und aufbereiten
Kapitel 3Rohstofftransport
Vor der großen ReiseRohstofftransport
Kapitel 4Weiterverarbeitung
Raffinierte VerwandlungWeiterverarbeitung
Kapitel 5Logistik
Auf zum VerbraucherLogistik
Kapitel 6Handel
Rohöl – weltweit begehrtHandel
Kapitel 7Ausblick
Auf dem Weg in die ZukunftAusblick
Durch effizientere Technologien und Produkte wird die Mineralölindustrie einen entscheidenden Beitrag zur Lösung der Herausforderungen im Kontext des Klimawandels leisten.
Exploration
Entstanden in Jahrmillionen aus abgestorbenen Tier- und Pflanzenresten Erdöl- und Erdgaslagerstätten
Durch den Druck neuer Erdschichten und Faltung der Erdkruste entstehen ErdöllagerstättenDer Druck der Tiefe
Je mehr Sedimentschichten sich auf dem Muttergestein ablagern, desto stärker wird das Gestein zum Erdinneren gedrückt. Dort erhitzt es sich mit zunehmender Tiefe. Die Hitze spielt bei der Entstehung von Öl eine wichtige Rolle, denn sie spaltet schwere Kohlenwasserstoffverbindungen in leichtere Moleküle. Die Erdöllagerstätten entstehen.
Salzdom, Antiklinale und stratigrafische FalleDie drei wichtigsten Lagerstättentypen
Der hohe Druck presst das Rohöl aus den Poren des Muttergesteins. In der Regel sammelt sich in den Porenzwischenräumen der einzelnen Gesteinsschichten Wasser an. Da aber Kohlenwasserstoffe leichter als Wasser sind, wandert das Rohöl so lange weiter nach oben, bis es auf eine undurchlässige Erdschicht stößt und aufgehalten wird – die Ölfalle.
Reflexionsseismische MessungMit künstlichen Beben auf Ölfeldsuche
Die Informationen werden in Messstationen in elektrische Impulse umgewandelt, digitalisiert und liefern ein Abbild der Erdschichten.
Per Ultraschallwellen werden Informationen über Lage und Größe des Feldes ermitteltImmer treffsicherer
Mit Hilfe der 3D-Bildtechnologie sind Geologen inzwischen in der Lage, den Aufbau des Untergrundes bis in Tiefen von 5.000 bis 6.000 Metern sehr genau zu untersuchen. Über leistungsfähige Computer werden die einzelnen Schichten in den Lagerstätten auf großformatigen Leinwänden wirklichkeitsnah abgebildet.
Erdöllagerstätten
Zum AnfangGrafik Druck neuer Erdschichten
Zum AnfangDrei Lagerstättentypen
Zum AnfangGrafik Ölfeldsuche
Zum AnfangFördern und aufbereiten
Ein großer Teil der Erdölvorkommen wird auf dem Meer gewonnenTiefseebohrungen
Gesteinsbröckchen die sich lösen, müssen an die Erdoberfläche transportiert werden. Hierzu wird Spülflüssigkeit durch das hohle Bohrgestänge gepumpt und durch den Meißel in das Bohrloch geleitet. Die Spülung kühlt auch das Gestänge, schmiert den Meißel und stützt die Bohrlochwand, indem sie den Raum zwischen Rohr und Gestein ausfüllt.
Die Erschließung und Förderung erfordern spezielle technische LösungenUm die Ecke bohren
Je nach Meerestiefe kommen verschiedene Modelle zum EinsatzWelt der Tiefseebohrung
Um aus bislang unzugänglichen Ressourcen nutzbare Reserven zu machen, ist leistungsfähige Technik gefragt. Offshorebohrungen erfolgen in der Regel von Plattformen, Hubinseln oder Halbtauchern aus.
Giganten aus Stahl
Das Feld Kashagan im Norden des Kaspischen Meeres beispielsweise ist ein solcher Super-Ölgigant, ebenso die Felder Lula, Carioca und Libra vor der Küste Brasiliens. Selbst in der Nordsee werden noch bedeutende Vorkommen entdeckt. 175 Kilometer westlich der Shetland-Inseln liegen die Shiehallion- und Loyal-Ölfelder. Seit Produktionsstart 1998 wurden dort bereits 400 Millionen Barrel Öl gefördert.
Eigene kleine Städte auf hoher SeeWunder der Technik
Auch die Infrastruktur dieser Plattformen ist gigantisch. Die Anlage arbeitet mit einer Stromleistung von 100.000 Kilowatt. So viel Energie ist notwendig, um den Betrieb des Produktionssystems zu sichern. Diese Energiemenge reicht aus, um eine Kleinstadt mit 80.000 Einwohnern mit Strom zu versorgen.
Grafik Bohrinseltypen
Zum AnfangGrafik Um die Ecke
Zum AnfangGrafik Halbtaucher
Zum AnfangRohstofftransport
Rohöl gelangt über den Seeweg nach EuropaÖl auf großer Fahrt
Neben Rohöl werden heute auch Endprodukte wie Benzin oder Heizöl über die Meere transportiert. Dafür sind ständig 7.400 Mineralöltanker im Einsatz. Die jährlich und weltweit beförderte Menge an Ölprodukten übersteigt zwei Milliarden Tonnen. Allein die USA haben einen jährlichen Verbrauch von mehr als 913 Millionen Tonnen Öl.
Für den Weitertransport an Land sind Pipelines das schnellste und sicherste TransportmittelPipelines für jeden Zweck
Manche sind ganz kurz, beispielsweise beim Transport von Öl innerhalb einer Raffinerie zu einem Lagertank. Andere erstrecken sich über viele Hundert Kilometer und überwinden Ländergrenzen.
Ständig im BlickPumpen sorgen für Bewegung
Um mögliche undichte Stellen an der Pipeline zu finden, verlassen sich die Leitungsbetreiber nicht nur auf die Technik. Zusätzlich überwachen Mitarbeiter sie vor Ort bei Kontrollgängen. Außerdem werden die Fernleitungstrassen regelmäßig per Hubschrauber überflogen. Wird ein Ölaustritt festgestellt, kann der entsprechende Streckenabschnitt abgeschottet werden.
Grafik Öltanker
Zum AnfangGrafik Pipeline
Zum AnfangWeiterverarbeitung
Der erste Schritt vom Rohöl zum ProduktVielseitige Verbindung
Damit aus Rohöl Produkte wie Gas, Benzin oder Heizöl entstehen, muss es in Raffinerien chemische und physikalische Prozesse durchlaufen. Die Umwandlung besteht aus drei wichtigen Prozessen: Destillation (Trennung), Konversion (Umwandlung) und Reformierung (Nachbehandlung).
Moleküle im Spiel
Techniker und Chemikanten prüfen den Raffinerieprozess kontinuierlichQualitativ veredeln
Um die Oktanzahl zu erhöhen, ist der Prozess der Reformierung erforderlich.
Zusätzlich werden Additive beigemischt, um die hohen Qualitätsanforderungen modernster Motoren zu erfüllen. Beim Ottokraftstoff sind das Komponenten, die Ablagerungen im Motor verhindern und ihn vor Korrosion schützen.
Messwarten: Digitale Herzstücke der RaffinerienRaffinerie digital transformiert
Alle Schritte sind durch digitale Prozesse miteinander verbunden und werden automatisch aufeinander abgestimmt. Gesammelte und intelligent ausgewertete Datenmengen steigern die Effizienz der Produktion und ermöglichen zudem, Emissionen zu reduzieren. Die Technik deckt immer wieder neue Optimierungspotenziale auf und sorgt darüber hinaus für eine höhere Sicherheit.
Alltagsprodukte auf ErdölbasisRohöl ist in verschiedensten Produkten enthalten, die wir tagtäglich benutzen – vom Autoreifen bis zum Smartphone.
Grafik Moleküle
Zum AnfangGrafik Alltagsprodukte
Zum AnfangLogistik
Bis der Kunde den Kraftstoff an der Tankstelle zapfen kann, ist viel Koordinationsarbeit gefragtKraftstoffversorgung
Um die Versorgung zu sichern, werden Produktion, Lagerkapazitäten und Bedarf aufeinander abgestimmt. Die Wahl des Transportmittels ist abhängig von Sicherheit, Wirtschaftlichkeit, Leistungsfähigkeit, Beschaffenheit und Entfernung. Um Straße und Umwelt zu entlasten, werden die Lager per Bahn, per Pipeline oder über den Wasserweg bedient.
Von der Quelle zum VerbraucherTransportwege
Beispielsweise gewährleistet ein Sicherungssystem, dass immer das gleiche Produkt in den Tank des Tankwagens gelangt und Vermischungen verhindert werden. Wenn ein Fahrer beim Betanken in der Raffinerie oder im Tanklager die Anschlüsse verwechselt, greift sofort das computergestützte System ein und stoppt die Beladung.
Umfangreiche Vorkehrungen schützen Mensch und Umwelt während des Transports und an der TankstelleSicherheit und Umweltschutz
Die Fahrbahn bei Zapfsäulen und der Standplatz des Tankwagens sind flüssigkeitsdicht. Sollte beim Betanken Kraftstoff austreten, gelangt dieser über ein separates Entwässerungssystem zum Leichtflüssigkeitsabscheider, der den Übertritt ins öffentliche Abwassersystem verhindert. Die unterirdischen Lagertanks an den Tankstellen verfügen über einen Doppelmantel. Während der Befüllung überwacht auch hier ein Sicherheitssystem den Vorgang.
Grafik Transportwege
Zum AnfangGrafik Sicherheit
Zum AnfangHandel
Der Ölpreis ist täglichen Schwankungen ausgesetztWichtige Handelsware
Angebot und Nachfrage bestimmen den Markt. Einflussgrößen sind: die Förderdisziplin und Ölpreispolitik des OPEC-Kartells, Lagerbestände, die Qualität des jeweiligen Rohöls, Lager- und Frachtkosten, Konjunkturentwicklung, die Auslastung der Raffinerien und unvorhersehbare Ereignisse wie Naturkatastrophen und politische Spannungen.
Bedeutende FörderländerAkteure im Ölmarkt
Sie fördern etwa 40 Prozent des weltweiten Erdöls. Die restlichen 60 Prozent verteilen sich auf die Nicht-OPEC-Staaten. In den letzten Jahren sind die USA durch die Schieferöl-Produktion neben der OPEC zum wichtigsten Akteur geworden.
Die Förderquote bildet einen wichtigen Einflussfaktor in Bezug auf den WeltmarktpreisPreisbildung
Die Struktur des internationalen Erdölmarkts hinsichtlich der Rohölproduktion wird nicht nur durch die OPEC, sondern auch durch die führende Stellung der staatlichen Ölgesellschaften bestimmt. Große staatliche Ölgesellschaften sind unter anderem Gazprom und Rosneft (Russland), Saudi Aramco (Saudi-Arabien), NIOC (Iran), PdVSA (Venezuela), CNPC (China), Pemex (Mexiko) und Sonatrach (Algerien).
Die großen privaten Ölgesellschaften wie ExxonMobil, Shell, BP, Chevron, Total und ConocoPhillips haben nur sehr begrenzten Einfluss auf den Weltmarktpreis, da sie zusammen einen zu geringen Anteil an der weltweiten Ölförderung haben.
Kraftstoffpreise an der Tankstelle
Auf den Nettopreis bezogen – also ohne Steuern – liegt Deutschland im Vergleich aller EU-Staaten bei den Kraftstoffpreisen im unteren Drittel, mit Steuern allerdings im Mittelfeld (Stand: Februar 2019).
Ausblick
Aufgrund seiner Vielseitigkeit bleibt Erdöl auch in Zukunft essentiellPeak Oil
Fakt ist jedoch, dass sich die weltweit bekannten Reserven zwischen 1982 und 2017 mehr als verdoppelt haben. Für jedes verbrauchte Barrel Öl wurden mehr als zwei neue entdeckt. Die mit heutiger Technologie förderbaren Ölreserven umfassen im Jahr 2035 laut Prognosen rund 2,6 Billionen Barrel. Weniger als die Hälfte davon reicht demnach aus, um den weltweiten Bedarf weit über 2050 hinaus zu decken. Die entscheidende Frage ist demnach nicht, wann „Peak Oil“ eintritt, sondern, wann die Nachfrage ihren Höhepunkt überschreitet („Peak Demand“).
Der Erdölverbrauch wird in den nächsten 20 bis 30 Jahren weiter steigenSchwellenländer treiben Ölnachfrage
Getrieben durch das Wirtschaftswachstum in diesen aufstrebenden Volkswirtschaften wird die Welt im Jahr 2040 voraussichtlich rund ein Drittel mehr Primärenergie benötigen als 2016. Bedingt durch ihren wachsenden Wohlstand und die zunehmende Mobilität wird dort auch der Ölverbrauch deutlich zunehmen und den weltweiten Bedarf an Erdöl insgesamt steigen lassen.
Treiber der ÖlnachfrageWeltweit mobil mit Erdöl
Die Ölnachfrage aus dem Verkehrssektor wird also zunächst weiter steigen. Das liegt zum einen daran, dass sich die internationale PKW-Flotte – getrieben durch den wachsenden Wohlstand in den Schwellenländern – bis 2040 auf zwei Milliarden Fahrzeuge verdoppeln wird. Zum anderen sind für Flugzeuge, Schiffe und LKW auf absehbare Zeit keine Alternativen in Sicht.
Zwischen politischem und Verbraucherwillen
Deutschland hat sich zudem ambitionierte Ziele im Rahmen der Energiewende und im Hinblick auf eine Reduktion von Treibhausgasemissionen gesetzt. Mit Hilfe welcher Technologien diese Ziele erreicht werden, sollte offengehalten werden. Am vielversprechendsten dürfte hier ein Technologiemix sein, in dem Elektroautos, aber auch Hybridtechnologien und synthetische Kraftstoffe sowie Erdgas, Biokraftstoffe und Effizienzsteigerungen der Verbrennungsmotoren gleichermaßen einen Beitrag leisten.
Internationale und nationale Klimaschutzziele und die Zukunft der fossilen Energien schließen sich nicht ausErdöl – Partner für Klimaschutz
Außerdem können neue Technologielösungen in den nächsten Jahren auch Förderung und Weiterverarbeitungsprozesse noch effizienter gestalten. BP hat in Deutschland beispielsweise den Einsatz von grünem Wasserstoff im Raffinerieprozess erfolgreich getestet. Darüber hinaus gibt es Ansätze für Verfahren, bei denen aus erneuerbarem Strom treibhausgasreduzierte oder -freie flüssige Kraftstoffe gewonnen werden können („Power-to-X“ oder „eFuels“).
Erdöl auf absehbare Zeit nicht ersetzbarErdöl bewegt die Welt – auch morgen
Vor diesem Hintergrund geht es für die Mineralölindustrie einerseits darum, diesen Bedarf zu decken und wirtschaftliche Entwicklung zu ermöglichen. Andererseits kann die Branche durch eine effiziente Produktion und innovative Produkte ihren Beitrag zu den energie- und klimapolitischen Herausforderungen leisten. Auf diesem Weg bleibt Erdöl fester Bestandteil unseres modernen Alltags – auch in Zukunft.